Als Symbol der grenzüberschreitenden Verknüpfung der Naherholungsgebiete ist zur Grün 99 der Regio-Kunst-Weg angelegt worden.
So ist 1999 ein neuer Skulpturenpfad in der Regio entstanden: Fußgänger und Radfahrer können tagsüber von der Tram-Haltestelle Niederholz durch die Langen Erlen über den Fluss Wiese in nördlicher Richtung den Dreiländergarten u. die Stadt Weil am Rhein erreichen. Sie passieren dabei eine Reihe von Plastiken von deutschen und Schweizer Künstlern wie das "Haingedicht" von Markus Gadient und Barbara Meyer, den Würfel "Im Glück" von Stefan Hösl, die Wortskulptur "Vorübergehend Platz nehmen, Teil Sein & Haben"
von Ueli Michel, Yves Stump und Barbara Köhler oder "Trias", die drei Ziegelschichtungen von Reiner Seliger.
Die Gartenstadt wird über den künstlerisch geplanten Treppenturm in seiner Doppelhelix-Gestalt erreicht, wo in unmittelbarer Anbindung drei weitere Kunstwerke von Reinhard Bombsch, dem Künstlerpaar Magoni-Bohren und Erich Hauser den Weg bis zum Architekturpark der Vitra säumen.
Den Blick auf das Symbolhafte zu lenken und zugleich die Wahrnehmung für die schlichte und unübertreffliche Schönheit extensiv genutzter Weidelandschaft zu lenken war auch das Bestreben des Freiburger Künstlers Stefan Hösl, der in einen Spielwürfel aus Beton in die Landschaft setzte. Die Augen sind Fenster mit Einblicken in ein Spiegelkabinett und Ausblicken auf gerahmte Natur. „...im Glück“ heißt das Werk folglich. Einzelne Worte verkürzen emotionale spontane Äußerungen. Die kleinen Glasfenster in der Anordnung der Punkte eines Spielwürfels erlauben daneben perspektivische Blicke auf die Landschaft, die zugleich durch ein Spiegelkabinett von Worten und Symbolen reflektiert wird.
Das Schweizer Künstlerpaar Barbara Maria Meyer und Markus Gadient haben das künstlerische Geschenk des Kantons Basel-Stadt an Weil am Rhein für die Grün 99 gestaltet: eine Baum- und Strauchspirale nach dem keltischen Beth-Luis-Nion-Alphabet. Das keltische Naturverständnis wird mit dem Zitat „Ich bin der Baum und zugleich das Kind, das darauf klettert“ verdeutlicht: gleichnishaft für ein ausbalanciertes Naturverständnis.
Im Jahre 1989 hatte der Basler Kunstkredit einen offenen Wettbewerb ausgeschrieben und die Künstler aufgefordert, Interventionen an von ihnen bestimmten Orten im öffentlichen Raum vorzuschlagen. Der spannendste Beitrag stammte von Barbara Maria Meyer und Markus Gadient mit dem Titel «Haingedicht».
Draußen vor der Stadt sollte ein gepflanztes Gedicht entstehen. Der Gedanke war faszinierend, die Grenzen aber waren zu eng. Auf der deutschen Seite der Wiese fand sich im Mattfeld genügend Raum und Stille für ein gepflanztes Gedicht.
Diese Grenzüberschreitung findet nicht nur geographisch statt, sie liegt in der Arbeit selbst. Die Basler Zeitung nannte das Haingedicht eine Arbeit, die zwischen den Kulturen und ihren Naturauffassungen liegt. Eine Arbeit, die auf Wachsen und Vergehen hinweist, die sich mit der Natur verändert. Es ist ein Hinweis auf eine andere Gestalt der Stadt. Eine Stadt, die keine Grenzen kennt, eine Stadt, in der Natur nicht ausgeschlossen ist, eine Stadt, die voll von poetischen Orten ist.
Die visuelle und gefühlsmäßig sofort zu erkennende Geschlossenheit der Gartenstadt wird auch vom Fußgänger sofort erkannt und vor allem durch die Marktstraße zwischen Hauptstraße, Turmstraße und Basler Straße und andererseits durch den Hebelplatz mit dem Kindergarten und die Lage der Schule betont. Die Gartenstadt liegt in Richtung Süden/Norden sowie Osten/ Westen. Die Achse der Marktstraße weicht aber in ihrer Lage um 4° von den Himmelsrichtungen ab (Nord/ Südachse). Deshalb hat das Künstler-Paar ins Zentrum dieser Achsen vier massive Stäbe aus speziell zugeordneten Metallen platziert. Die Intarsien orientieren sich genau an den Himmelsrichtungen. Der grenzüberschreitende, sich öffnende und orientierende Zusammenhang wird sinnbildlich durch die Installation LichtLuftRaum aufgenommen und wahrnehmbar gemacht.
Konzeptidee, sich öffnen und orientieren
Licht, Luft und Raum wurden bewusst als Lebensqualität und Wohnkultur in die Architektur der Gartenstadt einbezogen, die ja Vorbilder aus England hatte. Das Quartier folgt in seiner nördlich/südlichen Ausrichtung sowie in seiner streng orthogonalen Ausrichtung der Anordnung des rechten Winkels und der Zahl 4. Die Arbeit beruht auf einem imaginären Raumkubus, der durch vertikales Setzen von massiven Metallstäben mit quadratischem Querschnitt erreicht wird. Dieser LuftRaum wurde ja auch bewusst als zentraler Aspekt in die Planung der Siedlung auf der Leopoldshöhe einbezogen.
Vier vertikal gesetzte Stäbe aus ChromNickel-Stahl bezeichnen diesen imaginären Raumkubus. ChromNickel-Stahl wiederspiegelt das wechselnde Licht der Tages- und Jahreszeit. Die Konstanz dieser Imagination bleibt durch die hohe Korrosionsresistenz des Materials erhalten.
Die Stäbe haben ein quadratisches Profil gerundeten Kanten und Maßen von 8x8 cm. Die maximale Sichthöhe beträgt 254,5 cm. Vier, präzise im Gehhorizont eingelassene Stäbe aus Kupfer, ChromNickel-Stahl, Bronze und Messing orientieren sich an den Himmelsrichtungen. Die Auswahl der Metalle erfolgt nach ihrer Materialeigenschaft, Wärmeleitfähigkeit, Legierungen, Farbe, Bedeutung. Nämlich Osten/Westen: Kupfer, Norden/Süden: ChromNickel-Stahl, Nordost/Südwest: Bronze und Südost/Nordwest: Messing.
Der Weiler Bildhauer Reinhard Bombsch weckt auf dem Hebelplatz mit seiner sanft geschwungenen Stahl-Banderole und der Aufschrift „Für Gustave“ die Erinnerung an den Schriftsteller Johann Peter Hebel und die Weiler Pfarrerstochter Gustave Fecht, die Hebel häufig im Domhof besucht hatte.
Reinhard Bombsch lebt und arbeitet seit 1982 in Efringen-Kirchen. Zahlreiche Kunstwerke des Hrdlicka- und Seemann-Schülers sind im öffentlichen Raum des Markgräflerlandes zu sehen. In Weil am Rhein unter anderem auch der Brunnen in der Kaufring-Passage oder „Saulus“ an der Hauptstraße. Beispiele für seine künstlerischen Arbeiten in Kreiseln sind der Stahl-Dreispitz am Binzener Dreispitz oder die Drübli in Efringen-Kirchen.
Bombsch erhielt 1992 den Markgräfler Kunstpreis.
Der Bildhauer Erich Hauser ist am 28. März 2004 im Alter von 73 Jahren auf seinem Anwesen in Rottweil am Neckar gestorben. Aus einfachen Verhältnissen auf der Schwäbischen Alb stammend, hat er sich nach einer Lehre als Stahlgraveur die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten als Bildhauer weitgehend autodidaktisch angeeignet.
Der Durchbruch zur öffentlichen Anerkennung gelang ihm in den sechziger Jahren, als er mit abstrakten Plastiken, die von einem rauen expressiven Duktus einer »enthusiastischen Produktion« (Heinz Fuchs) gezeichnet waren, rasch zum führenden deutschen Stahlbildhauer seiner Generation aufstieg. 1963 mit dem Kunstpreis Junger Westen ausgezeichnet, nahm er an der documenta 3 und 4 teil und erlangte 1969 mit dem Gewinn des Großen Preises der Biennale von São Paulo höchste internationale Anerkennung. Im folgenden Jahr wurde er in die Berliner Akademie der Künste gewählt, der er als aktives Mitglied bis an die Schwelle seines letzten Lebensjahrzehnts verbunden blieb.
Mit seinen mittlerweile zu raumgreifenden, silbern glänzenden Säulenformationen gereiften Arbeiten avancierte er in den siebziger Jahren zu einem der erfolgreichsten Bildhauer im öffentlichen Raum der Bundesrepublik Deutschland. Daneben tat er sich als Förderer junger Künstler und Kunstvermittler hervor, gründete einen Kunstverein, organisierte Stadtfeste und machte sein Anwesen in Rottweil zu einem weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Zentrum eines nachgerade barocken Kunst- und Lebensstils. In den achtziger Jahren galt sein Interesse zunehmend dem Ausbau dieses Anwesens zu einem eindrucksvollen Park, den er 1996 zusammen mit seiner Kunstsammlung in eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung der Künste überführte.
Die Skulptur „Stern“ wurde bei einem beschränkten Wettbewerb der Sparkasse Markgräflerland für die Hauptstelle in Weil am Rhein ausgewählt.
Siehe Architektur & Design
Die drei Ziegelschichtungen des Freiburger Bildhauers Reiner Seliger lassen unschwer eine Symbolik für das Dreiland erkennen. Die Assoziation mit archaischen Bauwerken wie Trulli oder Behausungen vieler ursprünglich lebender Völke sind zugleich eine eine Beschäftigung mit Spannungsbögen in der Architektur.Die Backsteine stammen aus Werken in der Region.
Reiner Seliger wurde 1943 in Löwenberg/Schlesien geboren. 1952 zog die Familie nach Düsseldorf, wo er bis 1970 lebte. 1964 – 1969 studierte er Industrial Design an der Hochschule Essen und nahm bereits 1967 an der Weltausstellung EXPO ’67 in Montreal/Kanada teil. Schon 1969 wurde Reiner Seliger für den Folkwangpreis Essen nominiert, er war 1994 Preisträger des Kunstpreises ‚Hohes Haus‘ Konstanz und im Jahr 2000 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Bühl.
Reiner Seliger lebt und arbeitet heute in Freiburg und Castello di Montefioralle, Italien.
Der Künstler Ueli Michel, der Architekt Yves Stump und die Schriftstellerin Barbara Köhler markieren mit einer roten und blauen Abbildung eines Waschbeckens mit zwei Wasserhähnen hinter Glas und auf Beton sowohl das Polarisierende von Grenzen, von kalt und warm, als auch die fließende Dynamik des Elementes Wasser, das im natürlichen Reservoir Mattfeld eine lebenswichtige Ressource darstellt. Auf einer fünf Meter langen Bank aus kann der Flaneur „vorübergehend Platz nehmen“ und Teil einer der schönsten Naturperspektiven des großen Parks im Grenzbereich werden.
Stadt Weil am Rhein - Kulturamt
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Peter Spörrer
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